Das exklusive Interview
Wenn man nicht genau weiß, was sich in dem wenige Quadratmeter großem Raum im Judenhof verbirgt, läuft man gerne daran vorbei. Von außen unscheinbar, ohne große Ausschilderung. Doch wer genauer hinsieht und durch die Tür in das neue Restaurant „kleinlaut“ tritt, dem begegnen Regionalität, Qualität und vor allem eines: Leidenschaft. Die Besitzer Sanjit und Manuel kennt man schon aus „Die Bar“. Neu im Bunde ist dabei ihr Bruder Pablo, der seine Kochkünste im „kleinlaut“ ausleben kann. Wir haben das Team hinter dem neuen Restaurant getroffen und ihre Philosophie und Gründungsgeschichte kennengelernt. Dazu habe ich mit Sanjit Singh gesprochen.
Erst mal vorneweg: Wie viele Menschen stecken hinter „kleinlaut“?
Also wir sind zu viert. Da sind zum einen meine zwei Brüder, mein einer Bruder Pablo ist auch unser Chefkoch. Im Endeffekt ist es vor allem auch ein kleines Projekt für Pablo, ich mache mit meinem anderen Bruder Manu ja drüben „Die Bar“. Pablo ist unter uns der Älteste, Manu der zweitälteste und ich der Jüngste. „Die Bar“ habe ich mit Manu vor etwa 3 1/2 Jahren aufgebaut, im Juli 2015. Dann wurde der Laden hier uns mehr oder weniger angeboten. Es gab ein paar Pächterwechsel und stand jetzt auch eine gute Zeit lang leer, was sehr schade um die Location war. Besonders im Sommer kann man toll draußen sitzen, deswegen haben wir im Sommer auch definitiv einige Sitzplätze draußen geplant. Dann unterstützt uns Merlin noch im Service.
Ist Pablo ausgebildeter Koch? Oder wie kam er dazu?
Nein, also Pablo legt Wert darauf, dass man weiß, dass er kein gelernter Koch ist. Pablo wie lange kochst du schon? Pablo ruft aus der Küche: seit 35 Jahren!
Joa, also so alt ist er auf jeden Fall, er hat also mit Muttermilch angefangen und kocht jetzt Sterneküche *lacht*. Nein also Pablo kocht seit etwa 14 Jahren. Er war auch schon in verschiedenen Küchen, früher mal beim Franco, dann bei kleinen Italienern in der Umgebung und die letzten 3 bis 4 Jahre bei meiner Mutter in einem kleinen Biobistro auf dem Kuhberg. Besonders da hat er auch seinen Hang zu guten Produkten entwickelt. Das ist also kein Zufall, dass wir so auf Frische und Qualität bedacht sind. Wir kaufen also Mittags frisch vom Markt, stellen uns dann in die Küche und servieren dann abends den Gästen beste Qualität.
Kam also eure Idee, das „kleinlaut“ zu eröffnen, mit dem Angebot des Ladens, oder war das schon früher ein Wunsch?
Es war eigentlich genauso spontan wie damals „Die Bar“. Mein Bruder Manu war lange Zeit bei der Bundeswehr und hat nebenher immer als Barkeeper gearbeitet, auch mit den Barkeeperikonen aus Stuttgart, Ulm und München zusammen. Ich habe dafür schon immer eine Affinität gehabt und bin dann so mit reingerutscht, hab viel mit ihm zusammengearbeitet und kenne mich jetzt selbst ziemlich gut an der Bar aus. Ich selber habe damals in Stuttgart Immobilientechnik und Wirtschaft studiert, also was ganz anderes, und habe dann noch bei der Bank gearbeitet. Dann kam eben jemand auf uns zu und meinte „Hey, ihr seid doch ein paar coole Jungs, könnt ihr euch nicht vorstellen dem Raum ein bisschen Leben einzuhauchen?“. So haben wir dann „die Bar“ eröffnet, die dann auch schnell so arbeitsintensiv wurde, dass ich meinen Job bei der Bank gekündigt habe, obwohl ich da wirklich gute Aussichten hatte. Aber da hat sich eben die Leidenschaft durchgesetzt! Genauso spontan war dann die Eröffnung vom „kleinlaut“.
Wer uns kennt und auch schon mal hier war und weiß wie und mit welchen Produkten wir arbeiten, der erkennt schnell, dass das „kleinlaut“ mehr ein Leidenschaftsprojekt als eine Goldgrube für uns ist und auch immer so bleiben wird.
Hattet ihr auch irgendwelche Anfangsschwierigkeiten? Oder lief alles glatt, weil ihr euch mit „Die Bar“ schon so gut auskanntet?
Unser Vorteil ist eben, dass uns die Leute größtenteils schon von „Die Bar“ kennen. Das ist eigentlich unsere Basis mit der wir arbeiten. Außerdem ist es ja vom Konzept, beziehungsweise der Philosophie her, sehr ähnlich wie in „Die Bar“: Einfach gute, hochwertige Sachen in einer ungezwungenen Atmosphäre. Meist ist es bei Sterneküche so, ohne das pauschalisieren zu wollen, dass je besser die Küche ist, umso gezwungener ist dann auch die Atmosphäre. Für uns ist moderne Gastronomie das, was es schon in Frankfurt, Berlin, Barcelona oder London gibt: sehr geiles Essen in einer ungezwungenen Atmosphäre. Das wird dann hier in Ulm hoffentlich auch in 3 bis 4 Jahren häufiger zu sehen sein. Einfach Leute die Bock haben was Geiles auf die Beine zu stellen, die nicht nur auf den Wareneinsatz schauen so nach dem Motto „hier gehts noch ein bisschen billiger“.. Authentische Küche, mit der wir uns selbst identifizieren können.
Wie seid ihr auf den Namen „kleinlaut“ gekommen? Hat er eine besondere Bedeutung?
Ich weiß nicht mehr genau, ob der Name im Halbschlaf oder unter der Dusche entstanden ist *lacht*. Aber wahrscheinlich eher unter der Dusche, weil ich da meistens am Kreativsten bin. Der Name passt einfach perfekt zum Laden. Er ist klein, was man unschwer erkennen kann, und laut nicht im Sinne von der Lautstärke, sondern einfach atmosphärisch gesehen. Das gleiche Konzept sieht man auch in unserem Essen, wir machen tendenziell kleinere Gerichte, die dafür aber laut im Sinne von vollem Geschmack sind. Außerdem ist der Name so ein kleines Understatement. Wir sind eher zurückhaltend, nicht so die Showtypen, sondern machen einfach unser Ding, und das mit Leidenschaft.
Was hebt euch am Meisten von der bisherigen Ulmer Gastronomie ab?
Wir sind einfach eine sehr individuelle Gastronomie, sozusagen das Kontrastprogramm zur Systemgastronomie. Dort ist alles immer gleich: Ich habe immer gleich viele Salamischeiben auf meiner Pizza und der Service sagt im Prinzip immer das Gleiche. Zu uns kommt man weniger um einfach nur Essen zu gehen, sondern um einen schönen Abend zu erleben. Dass der Gast ein bisschen vom Alltag abschalten kann, weswegen wir auch gerne die Gastronomie am Abend betreiben. Man muss als Gastronom verstehen, dass die Deutschen, besonders der Schwabe, einen sehr stressigen Alltag haben. Am Abend will man einfach nur abschalten. Unser Job ist es, den Gästen einen möglichst entspannten und schönen Abend zu bieten.
Wenn du das „kleinlaut“ in drei Worten beschreiben müsstest, welche wären das?
Wir sind Küche, Bar und Liebe, wenn man das so sagen kann.
Wahrscheinlich eine schwierige Entscheidung, aber was schmeckt dir am Besten?
Wir haben ja bewusst eine sehr international und von den Aromen her differenzierte Karte, damit für jeden etwas dabei ist. Wenn wir uns mal auf die aktuelle Karte beziehen, dann würde ich sagen die sauren Bohnen. Früher bin ich ausgerastet wenn meine Mutter das gekocht hat. Das ist eigentlich das einfachste Gericht, aber Pablo bereitet es so authentisch und trotzdem modern zu, dass es wirklich jedem schmeckt.
Wo siehst du das „kleinlaut“ in 5 Jahren?
Wir sind total geerdete Jungs. Uns reizt einfach gerade das Persönliche und das Individuelle. Das geht eben verloren sobald man zu groß wird, deswegen finden wir es grade super so wie es ist.
Was schätzt du an Ulm am Meisten?
Das Persönliche. Das kommt vor allem durch die Größe zustande, die eigentlich perfekt ist. Wir haben einen Flow in unserer Stadt und die Zeit bleibt hier nicht stehen. Was coole, neue Gastronomie angeht ist Ulm vielleicht etwas hinten dran, aber man kann sich hier sicher sein, dass es genug junge Leute gibt, die das nach und nach aufbauen.
Das Sowasvonulm-Team bedankt sich für die Möglichkeit, ein Wenig hinter die Kulissen von „kleinlaut“ blicken zu können! Kleine Anmerkung der Redaktion: Wie gut Pablo wirklich kocht, kann man besonders daran erkennen, dass er mit seinem Fenchel Salat zwei eingefleischte Fenchelhasser überzeugen konnte!
Wann schaut ihr das erste Mal im „kleinlaut“ vorbei? Und wenn ihr schon dort wart, welche Erfahrungen habt ihr gesammelt? Lasst uns doch ein Kommentar da!
Öffnungszeiten
Dienstag bis Samstag 18:00 Uhr – 23:00 Uhr
Sonntag und Montag geschlossen
Adresse
kleinlaut
Judenhof 1
89073 Ulm
Kontakt
Tel.: 01516 4402032
E-Mail: info@kleinlaut-ulm.de
Instagram: kleinlaut.ulm
Speisekarte und Preise
Lasst euch überraschen. Das Menü wechselt monatlich und wird nur im Restaurant selbst veröffentlicht.
Ab 30 € pro Person kann man prima Essen.
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