Im November steht eine Premiere in den Räumen der ehemaligen Hochschule für Gestaltung an: Das „hfg-projekt“ ist ein theatraler Audiowalk, der durch Geschichte der Hochschule für Gestaltung führt.
Zwei Schauspieler:innen und eine Tänzerin werden in der von der Baden-Württemberg-Stiftung und der Bundeskulturstiftung geförderten Performance zu sehen sein. An fünf Terminen vom 25. bis 27.11. wird in rund 75 Minuten eine eigene Historie der HfG entworfen: das Kollektiv schubert-stegemann, das sich aus den Schauspielerinnen und Theatermacherinnen Nicola Schubert (zuletzt Theater Ulm) und Karoline Stegemann (zuletzt Staatstheater Augsburg) zusammensetzt, erarbeitet Text und Inszenierung.
Nicola Schubert und Karoline Stegemann übertragen die HfG ins 21. Jahrhundert und in eine eigene Geschichte, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat, sondern Fiktion und Wirklichkeit verschwimmen lässt. An der Schnittstelle von Theater, Tanz, Video und Audio erscheinen die verschiedenen Akteur:innen, die die HfG prägten oder ihr vorangingen: Sophie Scholl, Inge Aicher-Scholl, Otl Aicher und Max Bill sind nur einige der Persönlichkeiten, die an diesem Abend zu Figuren und „Geistern“ der HfG werden.
Im Zentrum stehen der Beginn der HfG und ihr Scheitern. Nach der Erfahrung des Nationalsozialismus mit seiner Propagandamaschine wollte sie sich von der Welt der Ideen, der Sprache und Demagogie abwenden. Sie wollte das „Glück“ in der Form suchen, in der Gestaltung, die sich einerseits nach den Bedürfnissen der Menschen richtet, andererseits den Anspruch vertrat, dass die Gestaltung von Waren die Gestaltung von moralischen Werten bedeutet.
Das Vorhaben scheiterte 1968 schließlich. Was aus Idealismus und mit dem Anspruch an Innovation begann, zerbrach an Kompromisslosigkeit. Was wird aus Erneuerer:innen, wenn die Zeit vergeht und das Neue das Alte geworden ist? Was können wir anhand des Beispiels HfG über frühere und gegenwärtige gesellschaftliche Konflikte lernen?
Die Geschichte der Hochschule ist eine Geschichte des 20. Jahrhunderts, genauer: eine Geschichte der demokratischen Selbstermächtigung, der Moderne, aber auch des Scheiterns. So zahlreich und widersprüchlich die schon fast mythisch anmutenden Geschichten über die HfG sind, so mosaikhaft ist auch das Feld, das an diesem Abend eröffnet wird.
Ausgestattet mit Funk-Kopfhörern erkundet das Publikum die eindrucksvollsten Räume der HfG. An der Schnittstelle von Hör-Spaziergang, Radio-Feature und Theater entsteht ein originelles Format, das Geschichte erlebbar macht.
Mensa der hfg Florian Stern (l.) und Ulrike Walther (r.)
Großer Dank gilt den weiteren Ermöglicher:innen dieses Projekts:
Stiftung Erinnerung (Ulm)
Lifestyle-House GmbH (Ulm)
Institut für Geotechnik (Halle/Saale)
Mayer-Madel Bauunternehmung GmbH (Ulm)
Architekturbüro zwo P (Ulm)
Seidel Architekten (Ulm)
Blautal Bauunternehmen GmbH (Blaubeuren)
Wenn auch Sie dieses freie Kultur-Projekt unterstützen möchten, können Sie spenden. Wenn Sie uns mit einer Sachspende bedenken möchten, freuen wir uns über Glühwein für unser Publikum.
Premiere: 25. November 2021, 19:30 Uhr
Weitere Vorstellungen:
26. und 27. November jeweils um 18 Uhr und 20:30 Uhr
Konzept/Text/Regie: schubert-stegemannPerformer:innen: Eléonore Bovet, Florian Stern, Ulrike Walther
Sprecher:innen: Ingmar Böske, Stephan Clemens, Rudi Grieser, Markus Hottgenroth, Nicola Schubert, Karoline Stegemann, Emma Wegner
Choreografie: Eléonore Bovet
Ausstattung: Marianne Hollenstein
Musik: Chiara Strickland
Sounddesign: Daniel Konold
Licht: Marcus Denk
Produktionsleitung: schubert-stegemann
Outside Eye: Hella Lux
Hochschule für Gestaltung
Am Hochsträß 8
89081 Ulm
Titelbild: Copyright by Stiftung Hochschule für Gestaltung HfG Ulm
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